Hopfenhof Wachtelhunde

Zwinger "vom Hopfenhof im goldenen Grund" (FCI)

    Abenteuer Weltausstellung

    Als wir im letzten Jahr erfuhren, dass die FCI-Weltausstellung 2017 unerwartet kurzfristig nach Leipzig verlegt wurde, haben wir den Entschluss gefasst: da fahren wir hin!

    Der Deutsche Wachtelhund ist eine deutsche Hunderasse und sollte dort vertreten sein, da ein solches Ereignis nur in grossen Zeitabständen in Deutschland stattfindet. Ausserdem sind unsere Hunde nicht so hässlich, dass man sie nicht vorzeigen könnte. Schliesslich darf ein guter Hund auch schön sein.

     

    Wir haben es gewagt, mit insgesamt 5 Hunden aus unserer Zucht (die noch nie vorher ausgestellt wurden) auf die World Dog Show der FCI (WDS 2017) – also die ranghöchste aller Ausstellungen – die in diesem Jahr in Leizig stattfand, zu melden. Am 9. November war es soweit und wir haben unsere Hunde bei internationaler Konkurrenz im Ring einem erfahrenen Allgemeinrichter (der für alle Rassen zugelassen ist) vorgestellt.

     

    Mit unseren Appenzellern waren wir früher regelmässig auf Ausstellungen im In- und Ausland unterwegs und da wir die Wachtelhunde nicht zuhause lassen konnten, haben wir diese ebenfalls öfter ausgestellt, damit ihnen der Tag nicht allzu langweilig wurde. Carmina, die Mutter bzw. Grossmutter unserer derzeitigen Wachteldamen konnte dabei sogar den Titel „Internationaler Champion“ erringen. Dabei war die Ausstellerei nie Selbstzweck, sondern eher Beifang bei den DW, während es bei einem Appenzeller Deckrüden schon den Bekanntheitsgrad erhöht, wenn er auch vorgezeigt wird. Mit zunehmendem Alter war das Ausstellen für ihn nicht mehr so wichtig und bei den Wachtelhunden wurde es durch das Ausstellungsverbot für kupierte Hunde in CH und AT behindert, so dass wir in den letzten Jahren nicht mehr auf Ausstellungen waren.

     

    Unsere derzeitigen Wachtelhunde wurden noch nie auf einer Ausstellung vorgestellt, während es im europäischen Ausland (Schweden, Finnland, Tschechien, Polen u.a) durchaus üblich ist, an Ausstellungen teilzunehmen. Zwar hatten wir geplant, eine Art Generalprobe bei einer regionalen Ausstellung zu machen, es liess sich aber mit unserem jagdich stark ausgefüllten Terminkalender nicht in Einklang bringen. Als dann der erste Meldeschluss näher rückte, kamen Zweifel auf  – aber dann haben wir doch gemeldet, und zwar die ganze Mannschaft.

     

    Am Mittwoch Nachmittag ging es mit vollgepacktem Auto los, in Begleitung einer guten Freundin, die einen Weimaraner führt. Im Hotel waren nur zwei Hunde im Zimmer zugelassen, die anderen sollten dann im Auto schlafen. Die Dame an der Rezeption wollte aber genau wissen, wieviele Hunde wir dabei haben – nanu? Wir bekamen für jeden Hund ein Halsband mit Dreieckstuch und für uns Beutelspender für die Gassirunde als Begrüssungsgeschenk. Auch sonst haben wir es mit dem Quartier gut getroffen. Am Stadrand gelegen, war direkt angrenzend ein Spazierweg am Feldrand für die Hunderunde und bis zur Messe sind es nur 3 km.

     

    Am Donnerstag früh wurden erst die Hunde ausgeführt und versorgt. Nach ausgiebigem Frühstück fuhren wir zur Messe, wo wir allerdings schon ziemlich weit hinten auf dem Parkplatz eingewiesen wurden. Kein Problem, die Wachtelhunde waren erst um 13:00 Uhr dran und es war jetzt kurz vor neun. Unsere Karawane setzte sich also Richtung Halle 5 in Bewegung. Eine fahrbare Box mit zwei Hunden drin, obendrauf zwei weitere Klappboxen, Stühle und Gepäck gut verzurrt, drei Hunde an der Leine.

     

    Am Einlass und der Impfpasskontrolle war kaum noch Betrieb uns so kamen wir schnell zu unserem Ring, wo eine andere Hundefreundin mit ihrer Appenzeller-Hündin bereits gegenüber einen guten Platz für uns ausgemacht hatte. Hier haben wir uns erst mal häuslich eingerichtet, da wir den ganzen Tag hier verbringen würden.

     

    Ohne die tatkräftige Hilfe wäre das ganze nicht zu schaffen gewesen, dann hätte ich evtl. nur 3 Hunde mitnehmen können. Die Hunde haben sich bereitwillig in ihre Boxen zurückgezogen. Da sie bereits von zu Hause und auf Autofahrten die zeitweise „Käfighaltung“ kennen, ist das ohne besonderes Training vorher über die Bühne gegangen.

    Den Vormittag über haben wir abwechselnd die Hunde bewacht, währen die anderen jeweils Zeit hatten, anderen Rassen im Ring zuzuschauen, oder in Halle 1 die Aussteller-Stände zu besuchen. Ich machte mit Bea einen Rundgang und ein paar kleinere Einkäufe, wobei sie unterwegs ein Hundespiezeug "klauen" wollte. Insgesamt war aber kaum jagdhundetaugliches Zubehör zu sehen, so dass die Einkaufstour eher dürftig ausfiel.

    In den Hallen war sehr viel Platz, bei jedem Ring eine grosse Fläche für die Aussteller mit ihren Boxen und sonstigen Siebensachen, dazwischen breite Gänge eingezeichnet. Donnerstags waren auch wenig Besucher anwesend, so dass man zwischendurch im Gang abwechselnd mit den Hunden laufen und noch ein wenig „Ringtraining machen konnte. Auch die Jüngste machte das beim Probelauf ganz brav. Nur das „Stehen“ ist mit den ausgebildeten älteren Hunden eher ein Problem, die wollen sich immer hinsetzen.

     

    Wir waren nicht die einzigen, insgesamt wurden 11 DW gemeldet. Erst kurz vor dem Richten kamen die anderen, allesamt aus dem Ausland. Bei so einer grossen Ausstellung werden keine ausführlichen Richterberichte geschrieben, sondern es werden nur Prädikat und Reihung bekannt gegeben, die Bewertung erfolgt schnell auf schnell, sonst wäre diese grosse Hundezahl nicht zu schaffen.

    Es wurde mit den zwei Rüden begonnen, danach hatte Klein-Bea ihren grossen Auftritt – es lief alles ohne Probleme.

    Danach die Ch-Hündin, so dass mir Zeit blieb, den Hund und die Startnummer zu wechseln, und schon war Yaska an der Reihe. Meine beiden Begleiterinnen warteten schon mit zwei Hunden für die offene Klasse, während ich noch mal Hund und Nummer wechseln musste und gerade noch rechtzeitig als letzte in den Ring kam.

     

    Da unsere Hunde nicht in der Einzel-Endausscheidung waren, hatten wir Zeit, die Zuchtgruppe für die Vorbegutachtung vorzubereiten. Und – womit ich nicht unbedingt gerechnet hatte – wir wurden für den Ehrenring nominiert.

     

    Nach gut einer halben Stunde war der ganze Spuk vorbei und die nächste Rasse in unserem Ring an der Reihe. Ich war völlig ausser Atem und die Hunde froh, wieder in den Boxen verschwinden zu dürfen.

     

    Bezüglich der Einzel-Wertung gab es für uns eine bunte Reihe: jeweils ein 1 bis 4 Platz

    Bea          1. Platz     Jüngstenklasse

    Yaska       2. Platz     Gebrauchshundklasse

    Zita         3. Platz      Offene Klasse

    Zeder      4. Platz     Offene Klasse

    Wendy    5. Platz     Offene Klasse (wird nicht mehr offizell gereiht)

     

    Beste Hündin, BOB und World Winner 17 wurde eine zierliche braune Hündin aus deutscher Zucht, gemeldet von der schwedischen Besitzerin.

     

    Ich machte es mir gemütlich, um endlich etwas von unserem Proviant zu essen und zu Trinken (vorher hatte ich nichts runtergebracht), während meine Begleitung noch mal auf Tour ging. Wir wollten noch ein paar Fotos schiessen, aber da sie lange nicht zurückkamen, habe ich schon mal alleine damit angefangen. Mit gut erzogenen Hunden sollte das doch kein Problem sein. Nacheinander alle in den mittlerweile leeren Ring gesetzt und sie haben brav gewartet, bis ich fertig war.

     

    Dann war es langsam Zeit die Zelte abzubrechen und alles wieder einzupacken. Zita und Bea durften zunächst in der Drahtkiste bleiben, die anderen waren beleidigt, dass ihre Box weggeräumt wurde. Dann machten wir uns ohne unnötiges Gepäck auf den langen Weg zum Ehrenring zwei Hallen weiter. Wir haben mehrmals gefragt und falsche Auskünfte bekommen, wo man hinmuss, so dass wir fast zu spät gekommen wären. In allerletzer Minute konnten wir uns mit drei Hunden zwischen den richtigen Startnummern einreihen, während E. mit den anderen zwei auf uns wartete.

    Wir haben zwar keine Siege oder Titel abgeräumt, dafür durften wir aber die Rasse bei den Zuchtgruppen im Ehrenring vertreten. Das ganze wurde auch im Livestream übertragen. Schade, dass es keine Aufzeichnung davon gibt, das hätte ich mir gern mal angesehen.

     

    Es dauerte noch eine ganze Weile bis die FCI-Gruppe 8 (die letzte an diesem Tag) an der Reihe war einzumarschieren. Alle Zuchtgruppen wurden einzeln aufgerufen und dem Publikum vorgestellt, so auch unsere „Zuchtgruppe mit 3 braunen Wachtelhunden“. Nachdem der Richter aus allen Rassen des Tages 4 Gruppen für die Endausscheidung ausgewählt hatte, sind alle anderen wieder ausmarschiert. Ich hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass wir es bei ca. 5625 für den ersten Tag gemeldeten Hunden in den Ehrenring schaffen.

    Ich hoffe, wir konnten unsere Rasse „Deutscher Wachtelhund“ würdig vor dem Publikum vertreten.

     

    Wir waren froh, dass wir es jetzt hinter uns hatten, der Tag war doch ganz schön anstrengend.

     

    Nach dem die Hunde und das ganze Gerümpel wieder im Auto verstaut waren, machten wir uns auf die Heimfahrt und waren gegen Mitternacht zu Hause. Wir hätten auch nicht mehr über Nacht bleiben können, da am nächsten Tag schon wieder ein Jagdeinsatz geplant war.

     

    Wenn ich bedenke, dass unsere Hunde noch am letzten Wochenende am jagen waren und bereits am Tag nach der Ausstellung wieder im Jagdmodus sind, sie nicht so „frisch gewaschen und gebügelt“ aussehend wie viele andere Rassen angetreten sind (auch die Führer nicht so perfekt gestylt waren wie professionelle Handler) und gegenüber der angetretenen Konkurrenz garantiert keine Ausstellungserfahrung hatten, dafür haben sie sich wacker geschlagen. Von der jüngsten bis zu den älteren haben sich alle ordentlich im Ring vorstellen lassen, auch von den beiden für die Hunde fremden Personen und haben sich während des ganzen Tages toll verhalten und keinen Stress anmerken lassen. Das zeigt, dass sie Wesensfest sind und für die Hunde war es eine neue Erfahrung, die sie top verarbeitet haben. Da so schnell keine Weltausstellung mehr in D stattfinden wird, gibt es für sie in ihrem Hundeleben sicher keine derartige Möglichkeit mehr.

    Für mich war es eine Gelegenheit, den Tag mit Hundefreunden und anderen Rassen zu verbringen, sowie Zeit meine Hunde in einer für sie aussergewöhnlichen Situation zu beobachten. Auf keinen Fall war es aber verlorene Zeit. Es schadet nie, auch mal über den Zaun zu schauen.

     

    Mein besonderer Dank gilt natürlich auch meinen beiden Begleiterinnen, die mir geholfen haben, die Hunde an diesem Tag zu betreuen und im Ring vorzustellen

    Ingrid Wenz