Da wir uns schon immer mit Landwirtschaft und Tierzucht beschäftigt haben, war es naheliegend, als ersten Wachtelhund eine Hündin anzuschaffen, mit der man evtl. bei entsprechender Eignung auch züchten könnte. Das war aber nie ein Muss. In erster Linie wollten wir einen Hund für die Jagd, der gleichermassen ein guter Familienhund ist. Diese Erwartungen hat Gabi bestens erfüllt. Wäre unsere Gabi nicht zuchttauglich gewesen, hätten wir sie trotzdem nie hergegeben und vermutlich auch nicht mit dem Züchten angefangen.
Die ersten Jahre unserer Zucht
Nachdem unsere erste braune Wachtelhündin \ : Gabi vom Morretal 81-473 1149 ihre Zuchttauglichkeit nachgewiesen hatte und die Zucht von Braunen in der Lgr. Hessen fast zum Erliegen gekommen war, wurde ich gefragt, ob ich nicht mit Ihr züchten wolle, eine Aufforderung, der ich gerne nachkam. Gabi absolvierte mit Erfolg (in dieser zeitlichen Reihenfolge) Jagdeignungsprüfung, Jugendprüfung, Eignungsprüfung und Gebrauchsprüfung. Neben der ausgeprägten Jagdpassion und Stöberleistung, die wir aufgrund der jagdlichen Möglichkeiten nicht voll ausnutzen konnten, wurde sie in der Praxis in einem ca. 2000 ha großen Revier zu einem vorzüglichen Nachsuchenhund mir einer besonderen Vorliebe für Schwarzwild. Zu Hause war sie ein selbstbewusstes Familienmitglied und Spielkamerad unserer Kinder.
Nach dem ersten Wurf und den Freuden bei der Welpenaufzucht war für uns klar, dass wir weiter machen wollen. Deshalb hatten wir gleich aus dem ersten Wurf eine Hündin behalten, eine Schwester der später überaus erfolgreichen Hoheit vom Hopfenhof. Leider war uns trotz entsprechender Leistung nicht vergönnt, mit Holde zu züchten (Zahnfehler). Es folgten noch weitere Nachkommen, aber erst mit Laika 90-184 hatten wir wieder eine Zuchthündin.
Gabi war nicht nur ein guter Jagdhund, sondern auch eine gute Mutterhündin. Sie hat in 5 Würfen insgesamt 43 Welpen aufgezogen, von denen einige wiederum in die Zucht kamen. Es sind dies aus dem ersten Wurf der Deckrüde Herold 84-340 und die Hündin Hoheit vom Hopfenhof 84-346, die im Zwinger (Weidelsburg) unseres damaligen Landesgruppen-Zuchtwartes erfolgreich eingesetzt wurde. Besonders durch den Wurf nach Strupp von der Sauhatz 81-509 mit je 2 Braunen, Roten und Schecken hat sie die Zucht, auch in den anderen Farbschlägen, maßgeblich beeinflußt und ist weithin bekannt. Nach dem gleichen Rüden hatte Gabi in ihrem zweiten Wurf nur Braune und als Zuchthündinnen Irina 85-021 (Zwinger vom Bergwinkel) und Isolde 85-023 (Zwinger vom Wildebach), von der meine dritte Zuchthündin Hera eine Enkelin ist. Aus dem letzten Wurf von Gabi kamen dann noch einmal drei Zuchthündinnen, und zwar Lexa 90-185 (Zwinger von der Fuhrmannsklause), Lady 90-183 (Zwinger vom Breisgau) von der ich z.Zt. noch eine Tochter und eine Enkelin (fiel im Mai 2001 einem Verkehrsunfall zum Opfer) habe, sowie Laika 90-173, die bei mir blieb, aber jetzt auch schon 13 Jahre alt ist.
Neben den bisher angeführten Qualitäten erreichte Gabi ein hohes Alter von fast 15 Jahren, ohne einen Tierarzt zu benötigen, außer für die übliche Routine, Impfungen usw. Sie hat noch den Umzug nach Eisenbach miterlebt und ihre UrEnkelin Hera kennengelernt.
Die Tochter Laika war mit nur 2 Würfen leider nicht so erfolgreich. Daher setzte ich danach alle Hoffnungen auf Hera, die in ihrem ersten Wurf aus 1999 bereits drei zuchttaugliche Hündinnen hatte. Vielleicht kann eine davon einmal die Tradition fortsetzen.
Nachdem Hera infolge Kaiserschnitt und Sterilisation nicht mehr eingesetzt werden konnte, machten wir noch einen Wurf mit ihrer Tochter Pumila.
Zuchtpause
Ostara, eine vielversprechende HD-Freie junge Hündin, Tochter von Dela, Enkelin von Lady und Urenkelin von Gabi, wurde noch vor ihrem ersten Zuchteinsatz von einem Auto überfahren.
Die in der Zucht eingesetzten Nachkommen von Hera erfüllten leider nicht die in sie gesetzten Erwartungen, da vermehrt gesundheitliche Probleme auftraten, obwohl gerade die Nachkommen von Pumila jagdlich gute Leistungen zeigen. Ein Zuchteinsatz kam für mich aber mit dieser Linie nicht mehr in Frage.
Rückblickend wurden im Zwinger "vom Hopfenhof" insgesamt 72 Welpen aus 11 Würfen aufgezogen. Dabei kamen 5 Zuchthündinen aus 5 Generationen in direkter Linie zum Einsatz.. Davon war die Urahne Gabi eindeutig die beste Zuchthündin.
Nach diesen Rückschlägen musste die züchterische Tätigkeit erst einmal einige Jahre ruhen, da ich zu drei alten Hunden keinen jungen mehr dazu nehmen konnte. Hera starb - krankheitsbedingt - mit 11 Jahren, Laika wurde 16 Jahre und Dela 15 Jahre alt, was die Langlebigkeit dieser Rasse zeigt.
In diesen Jahren haben wir gelernt, dass ein Züchter auch Rückschläge einstecken muss und Schwierigkeiten überwinden. Auch sollte man die Erwartungen an einen Zuchthund nicht zu hoch ansetzen, sondern auf dem Boden der Realität bleiben. Von den Leistungen unserer Gabi waren wir verwöhnt und für die Zucht ist das Beste gerade gut genug. Junghunde, die den Anforderungen für einen Zuchthund nicht gerecht wurden (aus welchen Gründen auch immer) fanden einen Platz in anderen Familien, da unsere "Veteraninnen" sich den Platz für ihren Lebensabend verdient hatten.Trotzdem sind Leistungsprüfungen nicht alles und Erste Preise garantieren keinen vorzüglichen Zuchthund, nicht jeder "Sieger" ist auch ein guter Vererber! Hier werden an eine Hündin wesentlich höhere und andere Anforderungen gestellt, als an einen Zuchtrüden. Die Hündin muss neben guten Leistungen und jagdlicher Eignung auch ein gutes Brutpflegeverhalten zeigen und Trächtigkeit, Geburt und Welpenaufzucht gesundheitlich verkraften können (normaler Geburtsverlauf, ausreichend Milch zur Welpenernährung usw). Deshalb sollte man, sobald die Zuchtbedingungen erfüllt sind, möglichst früh mit der Hündin zu züchten beginnen, denn mit zunehmendem Alter werden Geburtsschwierigkeiten wahrscheinlicher. Und falls in dieser Hinsicht etwas nicht passen sollte, muss man nicht weiter züchten sondern kann mit dem Hund jagen.
Nach dem letzten Wurf aus der direkten Gabi-Linie war ich sehr im Zweifel, ob ich überhaupt noch weiter züchten sollte oder vielleicht eine andere Rasse. Wir hatten selbst zwei Hündinnen aus diesem Wurf behalten und wieder einmal voll daneben gegriffen. Ausserdem war ich selbst gesundheitlich sehr angegriffen, so dass es in den Sternen stand, ob es mit unserer Zucht überhaupt noch einmal weitergehen würde.
Fast ein Neubeginn
In der Familie haben wir dann aber doch beschlossen, uns nach einer neuen Wachtelhündin umzusehen. Ich hatte praktisch schon von Bellinda Wahrto einen Welpen aus dem ersten Wurf bestellt, der gut Blutanschluss an unsere Linie haben würde. Nachdem sie aber dann viel zu spät hitzig und nicht gedeckt wurde, kamen wir nach einem Besuch in der Schweiz mit der braunen Uleika nach Hause. Ein Jahr später kam dann noch die Bellinda-Tochter Carmina dazu.
Inzwischen haben die braune Uleika und die rehrote Carmina die Lücken geschlossen, sind gesund und zuchttauglich. Obwohl Uleika mit Gabi nicht verwandt ist, besteht bei ihrem ersten Wurf über den Rüden wieder Blutanschluss - Camina dagegen geht in Linienzucht mehrfach auf Gabi zurück. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass der quasi Neubeginn 2007 auch mit der ersten Nutzung des 2003 erweiterten und FCI-geschützten Zwingernamens "vom Hopfenhof im Goldenen Grund" zusammenfällt.
Obwohl wir jetzt auf einmal zwei Zuchthündinnen gleichzeitig haben, wollten wir nicht einfach drauf los züchten, sondern haben zunächst nur einen Wurf pro Jahr geplant und mit jeder Hündin ein Jahr ausgesetzt, was sie uns mit kopfstarken gesunden Würfen gedankt haben.
Wie es weitergehen wird, muss die Zukunft zeigen - da will ich mich heute noch nicht festlegen.
- Wenz
- Kategorie: Zucht
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